Die Vorteile einer Erdung des menschlichen Körpers

Erdung bedeutet mit unseren nackten Füssen den Kontakt zum natürlichen Boden herzustellen, also einfaches Gehen über Erde, Gras und Sand. Dadurch sind wir in direktem Kontakt mit der Erde. Die Erdoberfläche ist aufgeladen mit Elektronen [1], die bei der Erdung durch unsere Füsse absorbiert werden. Es wird vermutet, dass diese freien Elektronen, die negativ geladen sind, die freien Radikale in unserem Körper, welche positiv geladen sind, neutralisieren [2]. Diese freien Elektronen könnten somit als Antioxidantien wirken und sie könnten entzündungsbedingten Erkrankungen entgegenwirken [3]. Chronische Entzündung wird zunehmend als Ursache für die meisten der modernen chronischen Krankheiten gesehen.

Die meisten von uns tragen ständig Schuhe mit Gummisohlen. Deshalb sind wir den ganzen Tag völlig vom Boden isoliert – das heisst nicht geerdet. Dies ist für unseren Körper nicht selbstverständlich, da unsere Vorfahren während Jahrtausenden barfuss gegangen sind oder Schuhe trugen, die ihnen erlaubt haben, geerdet zu sein (hauptsächlich aus Tierhäuten gefertigt; synthetischer Gummi wurde erst im letzten Jahrhundert entdeckt). Viele Menschen schliefen auch auf dem Boden oder auf Fellen.

Wie du wahrscheinlich weisst, arbeitet unser Körper mit schwachen elektrischen Strömen – das Schlagen unseres Herzens wird ebenso über elektrische Impulse gesteuert, wie unser Gehirn. Wenn wir elektrische Geräte erden müssen, warum sollte unser Körper dann nicht auch geerdet sein, wenn wir ein „elektrisches Wesen“ sind?

Ich weiss, das einige Leute sicher denken, dass ist unwissenschaftlicher Unsinn. So habe ich zu erst auch gedacht. Ich war aber neugierig und habe wissenschaftliche Studien gesucht, die zu diesem Thema durchgeführt wurden. Mittlerweile bin ich überzeugt, dass die Erdung ein sehr wichtiger Teil eines gesunden Lebensstils ist. Schauen wir uns an, was die Wissenschaft gezeigt hat.

Dies sind die Vorteile der Erdung, die die Wissenschaft bis jetzt heraus gefunden hat und die im Journal of Inflammation Research und im Journal of Environmental and Public Health [2, 4] veröffentlicht wurden:

  • Reduzieren von Entzündung

Der Zustrom freier Elektronen, die durch direkten Kontakt mit der Erde in den Körper absorbiert werden, kann reaktive Sauerstoffspezies (auch als freie Radikale bekannt) neutralisieren und somit wie Antioxidantien wirken, also auch akute und chronische Entzündungen reduzieren. Es hat sich gezeigt, dass die Erdung die Zeichen einer Entzündung nach Verletzungen wie Rötung, Hitze, Schwellung, Schmerzen und Funktionsverlust reduziert [4]. Neben dieser „sichtbaren“ Form der Entzündung (nach einer Verletzung) wird vermutet, dass die Erdung auch „stille“, chronische Entzündungen im Körper verhindern oder reduzieren kann [4]. Entzündungen sind, wie schon erwähnt, eine bekannte Ursache für viele chronische Erkrankungen.

  • Verbesserung des Schlafes

Es hat sich gezeigt, dass die Verbindung des menschlichen Körpers mit der Erde während des Schlafens den zirkadianen Rhythmus des Cortisols, auch bekannt als „Stresshormon“, normalisiert [5]. In dieser Studie schliefen alle Teilnehmer für 8 Wochen mit einer Erdung. Während des Schlafens wurde die Erdung mit einem leitenden Bettlaken erreicht, welches über ein Kabel zu einem Erdungsstab verbunden wurde, welcher draussen in der Erde steckte. Die Studienteilnehmer berichteten nach diesen 8 Wochen auch von verbesserter Schlafqualität, weniger Schmerzen und Stress.

  • Reduzieren von Schmerzen und Muskelschäden

Eine Studie zu Muskelschäden nach exzentrischen Kontraktionen (200 Halbkniebeugen) zeigte, dass eine Erdung helfen kann, Muskelschäden zu reduzieren [6]. Die Teilnehmer, die nach dieser Übung für 4 Stunden (am Tag der Übung und am Tag danach) geerdet waren, hatten einen signifikant verringerten Verlust an Kreatinkinase (CK; ein Marker für Muskelschädigung) von den verletzten Muskeln, was auf verminderte Muskelschäden hinweist bei diesen Teilnehmern, im Vergleich zu den schein-geerdeten Teilnehmern. In der Tat wird Erdung bereits im Sport angewandt, um die Muskelregeneration und Wundheilung nach anstrengenden Übungen zu beschleunigen, zum Beispiel während des berühmten Radrennens Tour de France [7].

  • Verbesserung der Stimmung

In einer Doppelblindstudie, an der 40 erwachsene Probanden teilnahmen, wovon eine Gruppe geerdet war und die anderen annahmen, dass sie geerdet wären (es aber nicht waren), während sie sich in einem bequemen Sessel entspannten, wurde fest gestellt, dass angenehme und positive Stimmungen statistisch signifikant verbessert waren in der geerdeten Gruppe, aber nicht in der schein-geerdeten Gruppe [8]. Dies zeigt, dass eine verbesserte Grundstimmung mehr als nur Entspannung hervorruft.

  • Reduzieren der Blutviskosität (Verdünnung des Blutes)

Eine Studie zeigte, dass eine Erdung während 2 Stunden zu einer erhöhten Oberflächenladung der roten Blutkörperchen führt, die die Blutviskosität und die Aggregation roter Blutkörperchen verringert [9]. Dickes Blut ist ein Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen. Daher argumentieren die Autoren in dieser Studie, dass die Erdung ein einfacher Weg sein könnte, um kardiovaskuläre Risikoereignisse zu reduzieren.

  • Stress reduzieren und Entspannung fördern

Das sympathische Nervensystem ist der Zweig des vegetativen Nervensystems, der es dir ermöglicht, in einer gefährlichen oder stressigen Situation in den „Kampfmodus“ zu schalten. Der Gegenspieler ist der Parasympathikus. Er wird aktiviert, wenn wir entspannt sind und uns sicher fühlen. Heutzutage ist unser sympathisches Nervensystem oft überaktiv, da unser Leben oft stressig ist. Daher ist es wichtig, Wege zu finden, unser parasympathisches Nervensystem wieder zu aktivieren. Viele Menschen erreichen dies durch Entspannungstechniken, Meditation oder Bewegung, um ein paar Strategien zu nennen. Erdung könnte eine weitere, nützliche Strategie sein, um das vegetative Nervensystem von sympathischer zu parasympathischer Aktivierung zu verlagern. In einer Doppelblindstudie wurde die Hälfte der Teilnehmer für 2 Stunden geerdet und die andere Hälfte für die gleiche Zeit nur scheinbar geerdet [10]. Die Forscher stellten fest, dass es während der Erdung 1) zu einer sofortigen Abnahme (innerhalb weniger Sekunden) der Hautleitfähigkeit und zu einer sofortigen Zunahme nach dem Erden kam; 2) eine Erhöhung der Atemfrequenz; 3) eine Stabilisierung des Sauerstoffgehaltes im Blut; 4) eine Erhöhung der Varianz der Pulsfrequenz [10]. Die sofortige Abnahme der Hautleitfähigkeit weist auf eine schnelle Aktivierung des parasympathischen Nervensystems und entsprechende Deaktivierung des sympathischen Nervensystems hin. Die Forscher vermuten, dass die erhöhte Atemfrequenz, die Stabilisierung des Sauerstoffgehalts im Blut und der leichte Anstieg der Herzfrequenz den Beginn einer metabolischen Heilungsreaktion anzeigen, die möglicherweise einen erhöhten Sauerstoffverbrauch erfordert [10].

Die Herzfrequenzvariabilität (HRV) ist die zeitliche Variation zwischen den Herzschlägen und wird durch unser vegetatives Nervensystem gesteuert. Die HRV ist eine einfache Massnahme, um Störungen des autonomen Nervensystems zu identifizieren. Zum Beispiel, wenn wir gestresst sind (Flucht-oder-Kampf-Modus), ist die Variation zwischen den Herzschlägen niedrig, und wenn wir entspannt sind, ist diese Variation hoch. Eine niedrige HRV wurde mit Depressionen und Angststörungen sowie einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht [11, 12]. Meditation, Schlaf und körperliche Aktivität haben gezeigt, dass sie die HRV erhöhen. Erdung kann eine andere Strategie zur Erhöhung der HRV sein. In einer Doppelblindstudie, in der die Teilnehmer abwechselnd während 2 Stunden entweder geerdet waren oder eine Sitzung hatten, in der sie nicht geerdet waren, ohne zu wissen, wann die Erdung stattfand, stellte man bei den Probanden während der geerdeten Zeit einen statistisch signifikanten Anstieg der HRV fest[13]. Da eine verbesserte HRV ein positiver Indikator für den kardiovaskulären Status ist, schlugen die Forscher vor, dass eine Erdung zur Unterstützung des kardiovaskulären Systems eingesetzt werden könnte [13].

 

Wie man sich erden kann

Draussen

Du kannst einfach mit blossen Füssen auf natürlichem Boden gehen, besonders wenn der Boden nass ist (besser leitfähig). In der Tat bietet das Gehen mit blossen Füssen am Strand die beste Erdung, die du haben kannst, da das Salzwasser sehr leitfähig ist. Wenn du weit weg vom Strand lebst, kannst du auch einfach draussen auf Erde oder Gras barfuss laufen oder trainieren (der Boden ist besonders leitfähig, wenn er nass ist). Man muss beachten, dass Asphalt, Holz, Gummi und Plastik nicht leitfähig sind und man dort nicht geerdet ist, auch wenn man barfuss auf solchen Oberflächen läuft.

Es gibt heutzutage auch kommerziell erhältliche Erdungsschuhe.

In Innenräumen

Natürlich können die meisten von uns nicht den ganzen Tag draussen verbringen. Aber es ist möglich, speziell dafür vorgesehene Betttücher oder kleinere Vorleger über ein Kabel mit einem Erdstab zu verbinden, der draussen im Boden versenkt wird. Auch über unsere Steckdosen kann man eine Erdung herstellen (diese Systeme sind kommerziell verfügbar). Du kannst dann zum Beispiel eine Erdungsmatte unter deinem Schreibtisch platzieren und deine nackten Füsse darauf stellen während du arbeitest oder auf einer dieser Erdungsbetttücher schlafen. Ist der Boden bei Erdgeschosshäusern mit Keramikfliesen ausgelegt, ist er grundsätzlich auch leitfähig. Beton kann ein Leiter sein, sofern er nicht mit Farbe oder anderen Materialien versiegelt wurde. Eine weitere einfache Methode, um sich zu Hause zu erden ist, den Wasserhahn zu berühren, z.B. während du deine Zähne putzt (aber natürlich kann man das nicht für eine lange Zeit tun).

Einige Leute behaupten, dass es nicht optimal ist, unser Erdungs- Matten mit der Steckdose unseres Hauses zu verbinden, da dies uns mit dem elektrischen Rauschen in der Verkabelung des Hauses verbinden könnte. Diese Behauptungen sind nicht wissenschaftlich belegt. Ich habe mit Elektroingenieuren gesprochen, die mir gesagt haben, dass es kein Problem geben sollte, wenn das mit der Steckdose verbundene Erdungskabel einen Widerstand (normalerweise 100kΩ) hat. Wenn du dich über eine Steckdose erden möchtest, solltest du vorher sicherstellen, dass die Erdung funktioniert – dafür sind Tester im Handel erhältlich. Während die Mehrzahl der Studien, die ich oben erwähnt habe, mit aussen angebrachten Erdungsstäben durchgeführt wurden, fand eine sehr neue doppelblinde, randomisierte, kontrollierte Studie, die in diesem Jahr (2018) veröffentlicht wurde, sehr positive Ergebnisse unter Verwendung eines mit der Steckdose verbundenen Erdungssystems [14]. Personen, die 4 Wochen während der Arbeit und während des Schlafens geerdet waren, hatten eine erhöhte HRV und eine niedrigere Blutviskosität [14].

Also, wenn du die Möglichkeit hast, einen Erdungsstab draussen in der Erde zu plazieren, ist das grossartig, aber wenn das nicht geht, könnte das Anschliessen eines Kabels (mit einem Widerstand) an deine Steckdose eine gute Option sein. Aber höre immer auf deinen Körper und wenn du nicht gerne über die Steckdose geerdet wirst, versuche andere Mittel zu finden, um geerdet zu sein (Erdstab draussen platzieren; draussen barfuss gehen, etc.).

In den Studien, die ich in diesem Artikel erwähne, dauerten die Erdungssitzungen ungefähr 1-2 Stunden. Allerdings würde ich sagen, wenn man sich nicht so lange Zeit nehmen kann, sind einige Minuten Erdung besser als nichts.

 

Obwohl die Erdung nicht als Behandlung für eine bestimmte Krankheit betrachtet werden sollte, deuten alle bisherigen Forschungsergebnisse und empirischen Belege darauf hin, dass die Erdung eine wichtige Komponente in unserem gesunden Lebensstil sein kann, um Krankheiten vorzubeugen und auch unmittelbare Entzündungs- oder Schmerzsymptome zu reduzieren.

Wenn du mehr über Erdung wissen möchtest, empfehle ich dir, das Buch Earthing von Clinton Ober, Stephen Sinatra und Martin Zucker zu lesen.

 

Wusstest du schon, welche Vorteile es hat, barfuss zu sein? Machst du das oft? Lass es mich in den Kommentaren unten wissen 🙂

 

Lebe gesund und bewusst,

Ana Coito, PhD

 

Referenzen

  1.        Williams, E. and S. Heckman, The local diurnal variation of cloud electrification and the global diurnal variation of negative charge on the Earth. Journal of Geophysical Research, 1993. 98(3): p. 5221-5234.
  2.        Chevalier, G., et al., Earthing: health implications of reconnecting the human body to the Earth’s surface electrons. J Environ Public Health, 2012. 2012: p. 291541.
  3.        Oschman, J.L., Can electrons act as antioxidants? A review and commentary. J Altern Complement Med, 2007. 13(9): p. 955-67.
  4.        Oschman, J.L., G. Chevalier, and R. Brown, The effects of grounding (earthing) on inflammation, the immune response, wound healing, and prevention and treatment of chronic inflammatory and autoimmune diseases. J Inflamm Res, 2015. 8: p. 83-96.
  5.        Ghaly, M. and D. Teplitz, The biologic effects of grounding the human body during sleep as measured by cortisol levels and subjective reporting of sleep, pain, and stress. J Altern Complement Med, 2004. 10(5): p. 767-76.
  6.        Brown, R., G. Chevalier, and M. Hill, Grounding after moderate eccentric contractions reduces muscle damage. Open Access J Sports Med, 2015. 6: p. 305-17.
  7.        Ober, C., S. Sinatra, and M. Zucker, Earthing: the most important health discovery ever! 2014: Basic Health Publications.
  8.        Chevalier, G., The effect of grounding the human body on mood. Psychol Rep, 2015. 116(2): p. 534-42.
  9.        Chevalier, G., et al., Earthing (grounding) the human body reduces blood viscosity-a major factor in cardiovascular disease. J Altern Complement Med, 2013. 19(2): p. 102-10.
  10.      Chevalier, G., Changes in pulse rate, respiratory rate, blood oxygenation, perfusion index, skin conductance, and their variability induced during and after grounding human subjects for 40 minutes. J Altern Complement Med, 2010. 16(1): p. 81-7.
  11.      Gorman, J.M. and R.P. Sloan, Heart rate variability in depressive and anxiety disorders. Am Heart J, 2000. 140(4 Suppl): p. 77-83.
  12.      Buccelletti, E., et al., Heart rate variability and myocardial infarction: systematic literature review and metanalysis. Eur Rev Med Pharmacol Sci, 2009. 13(4): p. 299-307.
  13.      Chevalier, G. and S. Sinatra, Emotional stress, heart rate variability, grounding, and improved autonomic tone: clinical applications. Integrative Medicine: A Clinician’s Journal, 2011. 10(3).
  14.      Chevalier, G., et al., Effects of Grounding (Earthing) on Massage Therapists: An Exploratory Study. Health, 2018. 10: p. 228-250.

 

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