2 bekannte Wildpflanzen, die man als „Unkraut“ bezeichnen könnte, die aber eigentlich sehr gesund sind
Wenn du auf der nördlichen Hemisphäre lebst, hast du vielleicht bemerkt, dass jetzt das Unkraut oder die Wildpflanzen überall spriessen – besonders in deinem Garten! Ich weiss, dass viele Leute sich über Unkräuter ärgern, aber einige dieser Pflanzen sind nicht nur essbar, sondern auch super gesund!
Heute möchte ich dir hier zwei der bekanntesten und weitverbreitetsten Wildpflanzen vorstellen: Löwenzahn und Brennnesseln. Hoffentlich wirst du am Ende dieses Artikels davon überzeugt sein, dass du sie anstatt sie zu entfernen und wegzuwerfen, essen kannst 🙂
Löwenzahn (Taraxacum officinale)
Löwenzahn wird in vielen Teilen der Welt als Blattgemüse verzehrt und auch in der traditionellen Medizin zur Phytotherapie verwendet. Löwenzahn enthält viele starke Phytochemikalien, deren biologische und therapeutische Eigenschaften in den letzten Jahren wissenschaftlich erforscht wurden. Forscher haben festgestellt, dass Löwenzahn starke antioxidative und entzündungshemmende Aktivitäten hat, was wiederum vielen Körpersystemen zugute kommt [1, 2].
Die ganze Löwenzahnpflanze ist essbar, also die Wurzel, die Blätter und die Blüten. Löwenzahnblätter können zu Salaten, Suppen, Saucen oder zum Entsaften verwendet werden. Aus den getrockneten Blättern und Blüten kann man Löwenzahn Tee kochen. Die Wurzel wird oft pulverisiert und als Kaffee-Ersatz oder in Tees gebraucht.
Ich weiss, dass viele Leute, die Gemüsegärten haben, von diesem „Unkraut“ ziemlich genervt sind. Anstatt sie zu entfernen, pflanze ich sie in meinen Gemüsegarten an! Manchmal nehme ich die Samen von Löwenzahnpflanzen, die ich auf den Feldern finde, und sähe sie an bestimmten Stellen im Garten aus. Dafür gibt es einen guten Grund: Löwenzahn ist mit vielen Nährstoffen und krankheits- bekämpfenden Verbindungen gefüllt [1, 2].
Die Pflanze ist reich an Beta-Carotin und anderen Flavonoiden (z.B. Lutein, Cryptoxanthin und Zeaxanthin), Vitamin K1, Folsäure und anderen B-Vitaminen, Vitamin E, Vitamin C, Mineralstoffen (Magnesium, Calcium, Kalium, Mangan, Eisen), und Ballaststoffen [2]. Der bittere Geschmack von Löwenzahn ist auf Phytochemikalien zurückzuführen, die Sesquiterpene genannt werden und von denen angenommen wird, dass sie entzündungshemmende und krebshemmende Wirkungen haben [1, 2].
Viele wissenschaftliche Studien haben die Löwenzahn-Pflanze untersucht und festgestellt, dass sie viele potentielle therapeutische Eigenschaften besitzen:
– starke antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften aufgrund des hohen Phenolgehalts [3,4]
– schützt die Leber und kann bei Lebererkrankungen helfen, einschließlich alkoholischer und nichtalkoholischer Fettlebererkrankungen [5,6]
– antikarzinogene Eigenschaften – Studien zeigen, dass ein Löwenzahnwurzelextrakt die Apoptose (Zelltod) verschiedener Arten von menschlichen Krebszellen wie Leukämie, Melanom, Darmkrebs und Pankreaskrebs auslösen kann, während er gesunde Zellen nicht beeinflusst [7-11]. Löwenzahnblätter und Blütenextrakt scheinen auch das Wachstum und die Invasion von Brust- und Prostatakrebszellen zu verringern [12].
– Verbesserung des Cholesterins [13] (sowohl das Blatt als auch die Wurzel)
– es könnte vor Atherosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen [13,14]
– schützt vor UV-Strahlung und Alterung der Hautzellen (insbesondere Blatt- und Blütenextrakte) vor oder unmittelbar nach der Exposition [15]
– antidiabetische Eigenschaften [16]
– Magen-Darm-Vorteile – es erhöht die Galleproduktion; verbessert Verstopfung, Durchfall und Darmkrämpfe im Zusammenhang mit Colitis; könnte auch bei Magengeschwüren helfen; und es könnte eine Nahrungsquelle für unsere guten Darmbakterien sein (also als Präbiotikum wirken) [2] und die Darmgesundheit fördern [17]
– harntreibende Eigenschaften – hilft, die Wasserretention zu reduzieren und somit schädliche Substanzen aus unserem Körper auszuspülen [18]. Diese Eigenschaft zusammen mit ihren Vorteilen für die Leber erklären, warum es in der traditionellen Medizin zur Entgiftung verwendet wurde [2].
– hilft bei der Verbesserung der Nierenfunktion und hilft möglicherweise bei der Vorbeugung oder Behandlung von Nierensteinen [19]
– antimikrobielle und antivirale Eigenschaften [20,21]
Also, wie du siehst, gibt es viele gute Gründe, mehr von dieser wilden Pflanze zu essen :).
Brennnessel (Urtica dioica)
Dies ist ein anderes Unkraut, das viele Menschen nervt, vor allem, wenn sie es zufällig berühren, denn das löst ein starkes Brennen auf der Haut aus, das einige Stunden anhalten kann. Nun, habe ich aber eine gute Nachricht! Die Brennnessel ist eine andere super gesunde Wildpflanze! (und ja, ich pflanze auch die in meinem Gemüsegarten an :)).
In der Tat haben verschiedene wissenschaftliche Studien bewiesen, dass sie einen hohen Nährwert und viele gesundheitliche Vorteile hat.
Brennnessel enthält Beta-Carotin, Vitamin C, K und B Vitamine, Mineralien (Kalzium, Magnesium, Eisen, Kalium, Zink, usw.) und Antioxidantien [22,23].
Einige der nachgewiesenen gesundheitlichen Vorteile für die Vorbeugung und Behandlung einiger Erkrankungen sind:
– Antioxidative und antimikrobielle Eigenschaften [24]
– fördert die kardiovaskuläre Gesundheit aufgrund seiner blutdrucksenkenden Eigenschaften (d.h. es senkt Bluthochdruck) [25,26]
– entzündungshemmende Eigenschaften könnten bei der Behandlung von Arthritis helfen [27,28]. Auch aufgrund seiner entzündungshemmenden Eigenschaften scheint es die Darmentzündung (Colitis) zu verbessern [29]
– hilft bei allergischen Reaktionen, einschliesslich allergischer Rhinitis [30] und Sinusitis [31], da es Histamin enthält
– es kann Gesamt- und LDL-Cholesterin senken (das sogenannte „schlechte Cholesterin“) [32]
– fördert die Gesundheit der Harnwege [33], ist auch nützlich bei der Behandlung von Prostatahyperplasie [34] und bei der Prävention und Behandlung von Nierensteinen [35]
– antikarzinogene Eigenschaften – es hemmt die Proliferation und induziert die Apoptose verschiedener Krebszellen [36,37]. Einige Autoren fanden sogar anti-mutagene Eigenschaften (verhindert Gen-Mutationen, ein biologisches Ereignis, das zu Krebs führen könnte) und Radikalfänger-Eigenschaften (was bedeutet, dass es aufgrund seines hohen Gehaltes an Antioxidantien freie Radikale eliminieren kann, die die Zellen schädigen können und zu Krebs oder anderen Störungen führen können) [38]
– antidiabetische Eigenschaften durch Verbesserung der Blutzuckerwerte [39,40]
– Hilfe bei der Behandlung von Verbrennungen zweiten Grades [41]
– Aufgrund seines hohen Eisengehalts [23] könnte es möglicherweise zur Vorbeugung und Behandlung von Eisenmangelanämie beitragen (in Kombination mit Vitamin C-reichen Früchten für eine verbesserte Absorption)
In der traditionellen Medizin wurden Brennesseln auch verwendet, um die Entgiftung zu fördern.
Brennnesseln können roh in Smoothies oder Gemüsesäften konsumiert und in Suppen oder Tees gekocht werden. Normalerweise verwende ich die Brennnesselspitzen in Smoothies (oder Suppen) und trockne die anderen Blätter, um Brennnesseltee herzustellen. Behandle die Brennnesseln vorsichtig mit dicken Handschuhen (z. B. Gartenhandschuhen), um einen schmerzhaften Hautausschlag zu vermeiden.
Ich möchte dir mitteilen, dass die Mehrzahl der erwähnten Studien mit Tieren oder menschlichen Zellen durchgeführt wurden. Der Nachweis in klinischen Studien muss daher immer noch erbracht werden. Nichtsdestotrotz geben all diese Studien einen starken Hinweis auf die möglichen therapeutischen Wirkungen dieser Pflanzen. Die Studien helfen uns auch zu verstehen, warum diese Kräuter seit Jahrhunderten in der traditionellen Medizin eingesetzt werden (interessanterweise sind es die gleichen Pflanzen bei welchen auch wissenschaftlichen Studien Effekte gezeigt haben)
Wenn du in Erwägung ziehst, eines dieser Kräuter als pflanzliche Arzneimittelbehandlung zu verwenden, empfehle ich dir, zuerst einen spezialisierten Gesundheitsexperten mit Kenntnissen in Phytotherapie (z. B. einen Naturheilarzt) zu konsultieren, um die richtige Dosierung für deinen Gesundheitszustand zu erfahren.
Also, nachdem du nun die guten Eigenschaften dieser Pflanzen kennen gelernt hast, kannst du dir vorstellen, sie in deinem Garten zu pflanzen, um von ihren gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen zu profitieren? 🙂 Wenn du deine eigene Quelle für diese Pflanzen hast, kannst du sie jederzeit ernten (ausser natürlich im Winter). Wenn du nicht die Möglichkeit hast, sie zu pflanzen, kannst du sie einfach beim nächsten Spaziergang auf dem Land oder auf einem offenen Feld (bevorzugt weit weg von grossen Strassen) sammeln :).
Ich hoffe dir hat dieser Artikel gefallen!
Ana Coito, PhD
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