Warum fühlen wir uns oft ängstlich und besorgt?
Ich habe festgestellt, dass viele Menschen fast täglich mit Gefühlen von Stress und Angst zu kämpfen haben. Auch reagieren wir sehr unterschiedlich auf Situationen oder bestimmte Umstände, was bei manchen Leuten schon intensiven Stress auslöst, vermögen andere noch gut zu tolerieren. Aber warum fühlen wir uns regelmäßig ängstlich? Ich habe viel darüber nachgedacht, weil es für mich einfach keinen Sinn macht. Ich war überzeugt, dass wir vernünftig sind, wir haben die Fähigkeit, logisch zu denken und optimale Lösungen zu finden. Meist sind die Gründe für unsere Angst nicht einmal real! Also, warum leben wir konstant im Stress? Allerdings muss ich dazu sagen, dass es auch krankhafte Angststörungen gibt, die natürlich eine fachkundige Behandlung erfordern. Wenn das Niveau der Angst, die man erlebt, ein gewisses Mass übersteigt und länger andauert, kann es sich um die „generalisierte Angststörung“ oder GAD (Generalized Anxiety Disorder) handeln. Davon möchte ich hier nicht sprechen. Ich spreche von dieser „gesunden“ Menge an Angst oder Sorge, die wir alle aus unserem Alltag kennen. Obwohl wir es als „normal“ betrachten, weil wir es so häufig fühlen, kann es immer noch ernsthafte Konsequenzen für unser Wohlbefinden haben [1], für Beziehungen [2], die Arbeitsleistung [3] und für unsere geistige und körperliche Gesundheit. Diese Gefühle vermindern unsere Immunfunktion (von der verzögerten Wundheilung zur Entwicklung und dem Fortschreiten von Krebs) [4], sie verringern die Aufmerksamkeitsfähigkeit [5], führen zu Schlaflosigkeit [6], zum Verlust der Libido [7], sie erhöhen das Schlaganfallrisiko [8] und können sogar zu Depressionen führen [9]. Sind das nicht genug Gründe, um damit aufzuhören? Ich weiss, es ist nicht einfach, aber lassen Sie es uns versuchen! 🙂
Was ist Angst?
Ich glaube, dass wir mit Angst reagieren, wenn wir das Gefühl haben, die Kontrolle zu verlieren. Zum Beispiel, wenn uns eine Frist gesetzt wird und wir denken, dass wir sie nicht einhalten können (keine Kontrolle über die Situation) oder in einer ernsteren Situation, wenn wir denken, dass eine andere Person uns schaden könnte und wir ihr Verhalten nicht kontrollieren können. Wann immer wir Angst haben oder Stress empfinden, produziert der Körper Stresshormone wie Epinephrin, Norepinephrin und Cortisol [10]. Auf der Ebene des Gehirns, reagiert dann eine Region namens Amygdala und zeigt eine erhöhte Aktivierung [11].
Denken über die Vergangenheit oder die Zukunft
Wir sorgen uns meist um etwas, das in der Zukunft stattfinden wird und wir stellen uns oft die schlimmsten Szenarien vor. Zum Beispiel, wie jemand reagieren wird, mit dem wir ein Problem haben oder wie der Chef reagieren wird, wenn wir ihn etwas fragen wollen. Aber im Ernst, wie wahrscheinlich sind diese schlechten Szenarien? Die Chancen sind meist sehr gering, dass unsere schlimmsten Vorstellungen eintreffen. Also, ich vermute, wir denken nicht so logisch wie wir glauben.
Wir konzentrieren uns in der Regel auf die Zukunft oder die Vergangenheit, ohne tatsächlich etwas zu tun. Wir denken über die Vergangenheit und was schlecht gelaufen ist und bleiben mit unseren Gedanken zu lange dort. Wir denken an die Zukunft und was alles schief gehen könnte. Und nachdem wir zu viel Zeit in der Vergangenheit und in der Zukunft verbracht haben, kommen wir zum gegenwärtigen Moment zurück und merken, dass wir nichts gegen unser aktuelles Problem unternommen haben und wir fangen an, auszurasten! Wenn wir in der Gegenwart tatsächlich etwas gegen unsere Angst unternommen hätten und an einer Lösung unseres Problems gearbeitet hätten, anstatt in der Vergangenheit zu verweilen und uns eine negative Zukunft vorzustellen, würden wir uns sehr viel besser fühlen!
Sie können sagen: „Aber ich muss an die Zukunft denken, denn sonst werde ich meinen Job verlieren“ oder „wenn ich nicht über die Zukunft nachdenke, kann ich doch nicht planen, wie soll ich dann später ein besseres Leben führen?“. Ich sage nicht, Sie sollen nicht über die Zukunft nachdenken, was ich meine, ist, dass man nicht zu viel Zeit mit Gedanken an die Zukunft verbringen sollte. Ihre Vorstellungen (die meist negativ sind) treffen in der Regel nicht einmal ein. Denken Sie an die Zukunft, finden Sie heraus, was Sie erreichen wollen, planen Sie und führen Sie Ihren Plan aus.
Sich auf das Problem konzentrieren
Ich glaube, dass wir uns oft zu sehr auf das Problem und zu wenig auf die Lösung konzentrieren (wenn wir das überhaupt tun), sehen wir nur das Problem, auch wenn wir an eine Lösung denken. Sobald wir mit neuen Aufgaben konfrontiert werden, ärgern wir uns oder schieben sie vor uns her, anstatt sie zu lösen (Flexibilität ist hier so wichtig).
Um Ihnen zu beweisen, dass wir uns zu lange auf das Problem konzentrieren, möchte ich Ihnen etwas Vorschlagen :.
-Versuchen Sie, eine Liste der Dinge anzufertigen, die Sie erledigen wollen.
-Schreiben Sie zu jeder Aufgabe die (realistisch) geschätzte Zeit, die Sie benötigen.
-Dann setzen Sie einfach Ihren gewohnten Tagesablauf fort.
-Am Ende des Tages überprüfen Sie Ihre Liste und versuchen zu schätzen, wie viel Zeit Sie damit verbracht haben, darüber nachzudenken, die Dinge auf der Liste zu tun, anstatt sie zu erledigen.
Ich habe es vor einer Weile ausprobiert und möchte Ihnen sagen, wie es mir ergangen ist. Auch wenn es kein wirkliches Problem war, bereitete es mir zu der Zeit doch etwas Unbehagen. Ein Punkt auf meiner Liste war, „den Müll raus zu bringen“ und ich hatte 5 Minuten Zeit für die Ausführung geschätzt. Es ist ein sehr einfacher Job, aber statt es sofort zu erledigen, nachdem ich meine Liste geschrieben hatte, habe ich immer noch andere Sachen gemacht, da ich dachte, dass es nicht so wichtig ist. Allerdings hat es mich gedanklich beschäftigt und von anderen Arbeiten abgelenkt, denn jedes Mal, wenn ich an dem Mülleimer vorbei kam, dachte ich: „Oh, ich habe den Müll noch nicht rausgebracht, ich muss mich daran erinnern, es heute Abend noch zu tun, hoffentlich werde ich es nicht vergessen“. Es hat einen Teil meiner Gedanken beansprucht. Wissen Sie, wie viel Zeit es mich tatsächlich gekostet hat, den Abfall nach draussen zu bringen? Nur 2 Minuten und nicht mal 5 !! So ist es ist in der Regel auch bei grösseren Problemen. Wir könnten einfach anfangen, daran zu arbeiten, sobald wir eine gute Lösung gefunden haben. Aber stattdessen quälen wir uns geistig mit dem Nachdenken über die Zeit, die wir dafür brauchen werden und überlegen, was geschieht wenn es nicht funktioniert. So schieben wir die Schwierigkeiten vor uns her.
Negative Gedanken
Auch wenn wir die Lösung für unser Problem kennen, konzentrieren wir uns auf die Dinge, die bei der Ausführung schief gehen könnten. Wir sind erstaunliche Kreaturen, nicht wahr? 🙂
Ich denke, wenn wir ein grosses Problem zu bewältigen haben, versucht unser Gehirn uns zu schützen, dadurch fühlen wir uns so ängstlich, dass wir wie gelähmt sind (Sigmund Freud nannte es unseren mentalen „Abwehrmechanismus“ [12]). Es ist als ob wir vor einer Mauer stehen. Doch wenn wir stark bleiben und unsere Angst für einige Sekunden bekämpfen, es nicht zulassen, dass sie unseren Geist beherrscht, können wir durch diese“ Wand“ hindurch gehen. Dahinter gibt es eine Welt voller Chancen und Lösungen. Wir stehen oft vor einer Mauer aus Ängsten und negativen Gedanken, die uns davon abhalten, vorwärts zu kommen. Wissen Sie, was Ihnen helfen würde, diese Mauer der Angst zu durchbrechen? Zwei Dinge:
1) Positive Bestätigungen! Ein wenig positives Selbstgespräch würde uns hier viel helfen. Auch wenn es sich anfühlt, als ob Sie sich zwingen, positiv zu denken, tun Sie es einfach! Die Forschung zeigt, dass positive und optimistische Menschen mit Problemen besser umgehen können, bessere Beziehungen haben und sich besser um ihre Gesundheit kümmern können. Während Pessimisten schlechte Ergebnisse erwarten, was dazu führt, dass sie Angst, Traurigkeit und Wut fühlen [13].
Erinnern Sie sich daran, dass alles besser ist als das, was man sich in seinem Kopf vorstellt. Da wir uns in der Regel die schlimmsten Szenarien vorstellen, was dann Gefühle von Stress und Angst auslöst. Wenn Sie sich nicht vorstellen können, ein gutes oder positives Ergebnis zu erzielen, versuchen Sie wenigstens neutral zu sein. Verzweifeln Sie nicht, wenn Sie nicht weiter wissen, geben Sie sich etwas Zeit, während Sie ruhig und entspannt bleiben. Sagen Sie sich einfach „ich werde etwas dagegen tun“ oder „nur für heute werde ich mir keine Sorgen machen“ und lächeln Sie. 🙂
2) Wir müssen uns bewusst sein, dass jedes Problem in kleinere Probleme aufgeteilt werden kann. Und sobald wir das tun, brauchen wir nur noch mehrere Lösungen für wenige kleinere Probleme zu finden. Es ist auch das gleiche mit den Lösungen. Wir können eine Lösung in mehrere leichtere Schritte zerlegen. Das gelingt uns allerdings nur, wenn wir keine Angst haben, wenn wir vor einem grossen Problem stehen.
Besser vermeiden
Vermeiden Sie es, an mehrere Probleme gleichzeitig zu denken oder an Sachen zu denken, die Sie noch erledigen wollen, während Sie eine andere Arbeit ausführen. Es führt dazu, dass wir uns weniger auf unsere aktuelle Aufgabe konzentrieren und uns auch noch stärker gestresst fühlen. Auch ein Computer kann nicht gleichzeitig mehrere Aufgaben ausführen. Es sieht für uns nur so aus, weil er so schnell zwischen verschiedenen Aufgaben wechselt, aber er führt niemals mehrere Aufgaben gleichzeitig durch.
Andere Faktoren
Sie müssen sich auch bewusst sein, dass es einige andere Faktoren gibt, die Ihre Gefühle von Angst und Stress beeinflussen können. Wie Schlafmangel [14], Vitamin D-Mangel [15, 16], Vitamin B-Mangel (nämlich B3 (oder Niacin), B6, B9 (oder Folsäure) und B12) [17] und zu viel Koffein [18, 19]. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie sich ohne besonderen Grund mehr als üblich sorgen und ängstigen, können Sie eine einfache Blutprobe machen, Ihre Schlafgewohnheiten anpassen und weniger Kaffee trinken.
Was man sonst noch tun kann
– Im Allgemeinen sollten wir flexibler sein. Manchmal müssen wir ganz neue Lösungen ausprobieren oder sogar unsere Richtung ändern. Nur die Stärksten können überleben, das ist das Gesetz der Natur! Ein wichtiger Aspekt, stark zu sein, ist flexibel zu bleiben um sich an Veränderungen anpassen zu können.
– Geduldig sein, wenn man die Lösung nicht sofort finden kann. Sobald man ruhig ist, findet man sehr viel leichter einen Ausweg, als wenn man ängstlich und gestresst ist, weil man dadurch abgelenkt wird und die Konzentration abnimmt.
– Lernen Sie, Ihre Aufmerksamkeit nicht auf das zu lenken, was Sie nicht wollen. Es ist zwar gut, wenn Sie wissen, was Sie nicht möchten, doch es ist wichtig, Ihre Aufmerksamkeit auf das zu richten, was Sie wollen.
– Vergleichen Sie sich nicht mit anderen, vergleichen Sie sich mit Ihrer eigenen Vergangenheit (ja, hier ist es gut, für eine kleine Weile in die Vergangenheit zu gehen :))! Wenn Sie sich mit anderen vergleichen, bringen Sie einfach nur unnötigen Druck in Ihr eigenes Leben. Das führt zu Versagensängsten und Sorgen, dass man diese Ziele nicht erreichen wird. Es gibt nur einen Grund, sich mit anderen zu vergleichen, wenn Sie sich besser fühlen möchten. Denken Sie an Personen, die in einer schwierigeren Lage sind als Sie und empfinden Sie Dankbarkeit für alles, was in Ihrem Leben besser ist.
-Erzählen Sie Ihren Mitmenschen, wie Sie sich fühlen und bitten Sie um Unterstützung. Es hilft manchmal enorm, wenn wir mit unserem Chef, Kollegen oder Partner darüber sprechen, was wir für Probleme haben. Da sie oft besseren Lösungen sehen und uns bei der Ausführung dieser Lösungen unterstützen können. Sie müssen nicht alle Last alleine tragen.
– Manchmal ist die einzige Lösung Akzeptanz. Zum Beispiel, wenn ein geliebter Mensch eine schwere Krankheit hat oder wenn wir sicher wissen, dass wir einen Termin nicht einhalten können. Furcht und Stress ist dann unlogisch, meinen Sie nich auch? Unter diesen Umständen ist die einzige Lösung, die Situation zu akzeptieren und die ursprünglichen Pläne aufzugeben. Sobald Sie dies tun können, wird sich Ihre Angst auflösen und Sie werden einen sehr tiefen Seelenfrieden erleben. Danach können Sie besser entscheiden, was als nächstes zu tun ist.
Nächste Woche werde ich über eine Meditationstechnik schreiben, die ich entwickelt habe, die helfen kann mit Stress umzugehen und Probleme zu lösen.
Ich hoffe, Sie mochten diesen Beitrag. Wenn ja, teilen sie ihn bitte mit Ihren Lieben.
Mit Liebe 🙂
Marjan
Referenzen
- Baumeister, R. F., Vohs, K. D., Aaker, J. L., & Garbinsky, E. N. (2013). Some key differences between a happy life and a meaningful life. The Journal of Positive Psychology, 8(6), 505-516.
- Randall, A. K., & Bodenmann, G. (2009). The role of stress on close relationships and marital satisfaction. Clinical psychology review, 29(2), 105-115.
- Motowidlo, S. J., Packard, J. S., & Manning, M. R. (1986). Occupational stress: its causes and consequences for job performance. Journal of applied psychology, 71(4), 618.
- Marketon, J. I. W., & Glaser, R. (2008). Stress hormones and immune function. Cellular immunology, 252(1), 16-26.
- Liston, C., McEwen, B. S., & Casey, B. J. (2009). Psychosocial stress reversibly disrupts prefrontal processing and attentional control. Proceedings of the National Academy of Sciences, 106(3), 912-917.
- Morin, C. M., Rodrigue, S., & Ivers, H. (2003). Role of stress, arousal, and coping skills in primary insomnia. Psychosomatic medicine, 65(2), 259-267.
- Wingfield, J. C., & Sapolsky, R. M. (2003). Reproduction and resistance to stress: when and how. Journal of neuroendocrinology, 15(8), 711-724.
- Boden-Albala, B., & Sacco, R. L. (2000). Lifestyle factors and stroke risk: exercise, alcohol, diet, obesity, smoking, drug use, and stress. Current atherosclerosis reports, 2(2), 160-166.
- Van Praag, H. M. (2004). Can stress cause depression?. Progress in Neuro-Psychopharmacology and Biological Psychiatry, 28(5), 891-907.
- Tsigos, C., & Chrousos, G. P. (2002). Hypothalamic–pituitary–adrenal axis, neuroendocrine factors and stress. Journal of psychosomatic research, 53(4), 865-871.
- Whalen, P. J., Shin, L. M., McInerney, S. C., Fischer, H., Wright, C. I., & Rauch, S. L. (2001). A functional MRI study of human amygdala responses to facial expressions of fear versus anger. Emotion, 1(1), 70.
- Vaillant, G. E. (1992). Ego mechanisms of defense: a guide for clinicans and researchers. American Psychiatric Pub.
- Carver, C. S., Scheier, M. F., & Segerstrom, S. C. (2010). Optimism. Clinical psychology review, 30(7), 879-889.
- McEwen, B. S. (2006). Sleep deprivation as a neurobiologic and physiologic stressor: allostasis and allostatic load. Metabolism, 55, S20-S23.
- Armstrong, D. J., Meenagh, G. K., Bickle, I., Lee, A. S. H., Curran, E. S., & Finch, M. B. (2007). Vitamin D deficiency is associated with anxiety and depression in fibromyalgia. Clinical rheumatology, 26(4), 551-554.
- Kalueff, A. V., Lou, Y. R., Laaksi, I., & Tuohimaa, P. (2004). Increased anxiety in mice lacking vitamin D receptor gene. Neuroreport, 15(8), 1271-1274.
- Lim, S. Y., Kim, E. J., Kim, A., Lee, H. J., Choi, H. J., & Yang, S. J. (2016). Nutritional factors affecting mental health. Clinical nutrition research, 5(3), 143-152.
- Charney, D. S., Galloway, M. P., & Heninger, G. R. (1984). The effects of caffeine on plasma MHPG, subjective anxiety, autonomic symptoms and blood pressure in healthy humans. Life sciences, 35(2), 135-144.
- Broderick, P., & Benjamín, A. B. (2004). Caffeine and psychiatric symptoms: a review. The Journal of the Oklahoma State Medical Association, 97(12), 538-542.
[…] Warum fühlen wir uns oft ängstlich und besorgt? […]