Meditation bei Zwischenmenschlichen Konflikten (MZK)

Konflikte in Beziehungen können nicht immer verhindert werden. Zum Beispiel in der Ehe, Streit zwischen Freunden, Geschwistern, Kollegen oder Eltern und Kindern. Sie können von einfachen Missverständnissen bis hin zu schweren Kämpfen reichen. Konflikte sind oft nicht zu vermeiden. Auch wenn Sie regelmäßig meditieren und im Allgemeinen ein ruhiger Mensch sind, können Sie die Stimmung anderer Personen nicht kontrollieren. Leicht kann es zu Missverständnissen kommen, besonders wenn die andere Person müde ist oder noch andere Probleme hat. In vielen dieser Fälle können wir uns gegenseitig verzeihen und die Beziehung weiter führen. Aber es kann auch vorkommen, dass uns die Auseinandersetzung für einige Stunden bis zu Tagen beschäftigt oder sogar aufregt.

Seit langem werden die Gefühle der Wut, Feindseligkeit und Aggressivität mit koronaren Herzkrankheiten assoziiert [1,2]. Die Forschung zeigt, dass ein höheres Mass an Gefühlen der Wut ein Risikofaktor für koronare Herzkrankheiten und Schlaganfälle ist [3]. In der letzteren Studie zeigten sowohl Menschen mit  einem höherem Aggressionslevel ein höheres Risiko für einen Schlaganfall und koronare Herzkrankheiten wie auch Menschen mit sehr geringem Ausdruck von Ärger. So scheint es also auch ein Gesundheitsrisiko zu sein, seinen Zorn zu unterdrücken, weil mann sich wütend fühlt. Deshalb ist Meditation so wichtig, denn wir müssen in Kontakt mit unseren Emotionen bleiben und dürfen sie nicht ignorieren. Aber die Konsequenzen dieser negativen Emotionen beschränken sich nicht auf koronare Herzkrankheiten und Schlaganfälle. Ich bin mir sicher, dass es viele weitere negative Folgen von Ärger, Konflikten und feindseligen Gefühlen gibt. Aber ich will jetzt nicht länger darüber nachdenken, da das nicht das Thema dieses Beitrags ist. Auch ohne die Forschung, die uns von den Auswirkungen von Ärger oder Traurigkeit auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden erzählt, mag niemand diese Gefühle.

Obwohl sich die  Achtsamkeits Meditation als wirksame Technik für ein Ärger-Management erwiesen hat [4], können Konflikte nicht vollständig vermieden werden. Aber was wäre, wenn wir den ganzen Prozess viel schneller durchmachen könnten und uns und anderen viel Leid ersparen würden? Das war es, wonach ich suchte und so kreierte ich eine neue Version der Meditation, die ich „Meditation bei Zwischenmenschlichen Konflikten“  oder MZK nenne.

In unserem täglichen Leben und in der Mehrheit der Fälle geht es um Konflikte mit Menschen, die wir lieben oder die uns nahestehen. Meist geht es um Familienangehörige, Freunde oder um Arbeitskollegen mit denen wir eine gesunde Beziehung pflegen müssen. Sobald wir uns nach einem Streit wieder beruhigt haben, fangen wir an, die Dinge aus einer positiveren Perspektive zu sehen. Und nach und nach beschliessen wir unseren Ehegatten, Geschwistern, Eltern, Freunden oder Kollegen zu vergeben. Wir erinnern uns an positive Dinge, die sie für uns getan haben oder schöne Erlebnisse, die uns mit ihren verbinden. Die Liebe, die wir für sie empfinden steht aber im Widerspruch zu den negativen Gefühlen, die wir erleben. Oft entscheiden wir uns dann, die Situation zu akzeptieren, dem Anderen zu verzeihen und weiterzumachen. Doch in bestimmten Situationen, wenn die andere Person überempfindlich ist oder einen Fehler gemacht hat, den wir nicht gerne wiederholt sehen, ist es immer besser, darüber zu sprechen, sobald sich beide Seiten beruhigt haben.

Es kann auch sein, dass unsere Einschätzung der Situation falsch ist, da wir nicht alle notwendigen Informationen haben. Aus diesem Grund können wir dann im Moment das Verhalten des Anderen nicht verstehen. Darum finde ich es sehr wichtig, dass wir die Möglichkeit haben, trotzdem in der Lage zu sein, dem Anderen zu vergeben. Lassen Sie mich Ihnen ein Beispiel aus dem Sozialpsychologie-Kurs geben, den ich vor vielen Jahren genommen habe, um besser zu verstehen, was ich meine. Stellen Sie sich vor, Sie sind in einem Restaurant und die Kellnerin bringt Ihre Bestellung sehr spät und sie ist auch noch unfreundlich. Sie werden wütend und beschliessen, sich bei ihrem Chef zu beschweren.

Aber wie würden Sie reagieren, wenn Sie wüssten, dass die Kellnerin schlaflose Nächte hinter sich hat. Sie ist eine alleinstehende Mutter, ihr Kind ist sehr krank und sie kann sich die nötige Behandlung nicht leisten. Zu allem Unglück hatte ihr Auto eine Panne auf dem Weg zur Arbeit. Und das ist nicht alles, es war nicht ihre Schuld, dass die Bestellung zu spät ankam, die Leute in der Küche liessen den Auftrag liegen und behandelten die Kellnerin schlecht, weil sie ihren Stress spürten aber zu wenig darüber wusste, um Verständnis  haben zu können. Wie würden Sie jetzt reagieren, wo Sie auch ihre Seite der Geschichte kennen, wären Sie immer noch wütend auf die Kellnerin? Da es uns meist unmöglich ist, alle Faktoren in einer bestimmten Situation herauszufinden, möchte ich, dass wir unsere Vorstellungskraf zu hilfe nehmen. Darum geht es mir in dieser Meditation, dass wir überlegen, welche Gründe zum Verhalten der anderen Person geführt haben könnten.

Diese Meditation hilft Ihnen, den ganzen Prozess der Akzeptanz, Vergebung und mehr in nur 10-30 Minuten zu gehen (je nachdem, wie viel Zeit, Sie brauchen bei den verschiedenen Schritten). Ich benutze verschiedene Arten von Steinen bei jedem Schritt. Wenn Sie keine Steine ​​haben, reicht es auch, sich nur vorzustellen, die Steine ​​zu halten, die ich benutze. Falls Sie Steine ​​kaufen möchten,  sie sind  nicht sehr teuer. Ich habe meine Halbedelteine ​​für ca. 2 bis 5 Euro gekauft. Also, fangen wir jetzt an. 🙂

1) Suchen Sie sich einen friedlichen Ort, wo Sie sicher sein können, dass Sie für mindestens 30 Minuten nicht gestört werden.

2) Optional: Verwenden Sie Kerzen und Weihrauch, um eine ruhige und spirituelle Atmosphäre zu schaffen. Kerzen beruhigen die Augen und schaffen eine weiche und entspannende Beleuchtung und Weihrauch entspannt uns mit seinem Duft.

3) Optional: Meditationsmusik, Sie können jede entspannende Musik verwenden, die Sie mögen. Persönlich mag ich das Album „Calm the mind“ von Dan Gibson. Ich liebe alle diese Lieder. Ich benutze dieses Album vor allem, wenn ich meine Gedanken entspannen möchte. Wenn Sie Naturlieder wie Vogel gezwitscher und das Plätschern von Wasser mögen, dann wird Ihnen dieses Album gefallen. Alle Stücke sind mit sehr ruhiger und schöner Klaviermusik gemischt. Sie können hier einer der Songs in diesem Album anhören: https://www.youtube.com/watch?v=I0mGHo5Qmns

 

4) Schließen Sie Ihre Augen und beginnen Sie Ihre Meditation, indem Sie tiefe Atemzüge nehmen, während Sie einen schwarzen Stein (z.B.Onyx) in der Hand halten, oder stellen Sie sich einfach vor, einen zu halten. Um sich herum visualisieren Sie das Licht einer grauen Glühbirne, wie in der Zeichnung unten. Mit jedem Ausatmen lassen sie all die negativen Gefühle aus dem Körper fliessen. Ihre negativen Emotionen und Gedanken verlassen nach und nach Ihren Körper. Dadurch wird die schwarze Farbe des Steines immer dunkler und auch das Licht der grauen Lampe verdunkelt sich immer stärker, je dunkler der Stein und das Licht werden, desto leichter fühlen Sie sich. Wiederholen Sie diese Schritte, bis Sie sich sehr leicht und leer von negativen Emotionen fühlen und sich ein kleines Lächeln auf Ihrem Gesicht einstellt. 🙂

 

5) Als nächstes möchte ich, dass Sie einen transparenten Stein (z.B.Spodumene) Stein oder es sich vorstellen, ihn zu halten. Nehmen Sie weiter tiefe Atemzüge und sehen Sie sich in einem Licht mit einer sehr klaren weissen Farbe. Versuchen, Sie die Dinge klar zu sehen, während Sie die Lage akzeptieren, in der in der Sie jetzt sind. Denken Sie über Ihre eigenen Fehler nach, die zur aktuellen Situation beigetragen haben. Legen Sie Ihre rechte Hand auf Ihr Herz und verzeihen Sie sich für Ihre Fehler. Dann möchte ich, dass Sie an die möglichen Szenarien denken, die zu den Fehlern der anderen Person geführt haben könnten (oder Dinge, die zu dem Verhalten führten, das Sie verärgert hat). Benutzten Sie Ihre Phantasie dazu und versuchen Sie, auf mindestens 4 Gründe zu kommen, die die andere Person beeinflusst haben könnten,  mit der Sie Streit hatten.  Beispiele dafür könnten sein: Kopfschmerzen, Müdigkeit, von jemand anderem verletzt worden sein, sich einsam fühlen, gestresst oder besorgt sein und so weiter. Versuchen Sie nun, zu verzeihen. Fühlen Sie Verständnis für die andere Person und werden Sie sich Ihrer eigenen Fehler, bewusst. Das macht es einfacher Ihrem Ehepartner, den Eltern, Freunden, Kindern, Kollegen oder wem auch immer zu vergeben.

6) Als nächstes halten Sie einen hellblauen Stein (z.B:Aquamarin) oder einen hellgrünen Stein (z.B.Aventurin) und sehen Sie sich vom Licht einer Glühbirne in der gleichen Farbe umgeben. Atmen Sie tief ein und stellen Sie sich ein sehr tiefes friedliches Gefühl in Ihrem Inneren vor. Bleiben Sie diesen Schritt so lange, wie es für Sie nötigt ist, um sich ganz zufrieden und wohl zu fühlen.

 

7) Halten Sie für den nächsten Schritt einen rosa Stein (z.B. Rosenquartz) und stellen Sie sich vor, in einem leichten rosa Licht zu sitzen. Nehmen Sie tiefe Atemzüge, während Sie sich an die Dinge zu erinnern, auf die Sie stolz sind oder was Sie an sich selbst mögen. Denken Sie an so viel wie nötig, bis Sie sich gut fühlen. Jetzt möchte ich, dass Sie Ihre rechte Hand wieder auf Ihr Herz legen und tiefe Liebe für sich selbst empfinden. Dann erinnern Sie sich an die guten Dinge, die Sie an der anderen Person mögen. Denken Sie an so viele Dinge wie nötig bis alle Aggressionen gegenüber dem anderen Menschen verschwunden sind. Versuchen Sie nun, unterstützt von dem rosa Licht, Ihre Liebe für die andere Person zu fühlen.

 

8) Als nächstes nehmen Sie irgend einen Stein, die Sie mögen, einer, den Sie leicht und gut in der Faust halten können. Nehmen Sie tiefe Atemzüge und denken Sie an all die Dinge, für die Sie in diesem Moment dankbar sind. Tun Sie das so lange, bis Sie sich grossartig fühlen.

 

 

9) Wenn Sie mögen, beginnen Sie, einen Teil Ihres Körpers zu bewegen (einen Finger oder eine Zehe) und kommen Sie langsam wieder in die Realität zurück, indem Sie versuchen, die Aufmerksamkeit auf die sensorischen Informationen um Sie herum zu lenken, wie Geräusche, Geruch oder sonst etwas, das Sie in genau diesem Moment wahr nehmen. Dann öffnen Sie langsam die Augen.

10) Optional: Wann immer Sie sich bereit fühlen, können Sie mit der Person reden, mit der Sie einen Konflikt haben. Sie können ihr sagen, wie Sie sich fühlen oder sie einfach wissen lassen, dass Sie nicht mehr wütend auf sie sind, aber vielleicht doch gewisse Erwartungen an sie haben.

 

Ich hoffe, dass Sie diese Meditation mochten und dass es Ihnen helfen wird, ein ruhigeres und glücklicheres Leben zu führen, auch wenn Sie sich in einer schwierigen Situation befinden. Ich weiss, dass manche Leute geführte Meditationen bevorzugen und ich denke, dass ist auch sehr gut, wenn man die Möglichkeit dazu hat. Aber vielleicht kann es ein Anfang sein, diesen Beitrag zu lesen und die Schritte nach zu vollziehen. Persönlich ziehe ich es vor, in meinem eigenen Tempo zu meditieren, denn dann kann ich so viel Zeit bei den verschiedenen Schritten verbringen wie ich es brauche. Für Leute, die geführte Meditationen bevorzugen, werde ich versuchen, entweder mindestens eine geführte Meditation aufzunehmen oder Ihnen ein paar gute heraus zu suchen und vorzustellen.

Bitte zögern Sie nicht, uns Fragen zu stellen oder Probleme mitzuteilen. Sie können sie entweder im Kommentarfeld unten hinterlassen oder wenn Sie eine private Mitteilung bevorzugen, können Sie das gerne unter Verwendung unserer eMail im Kontaktabschnitt tun.

 

Mit Liebe,
Marjan

 

Quellenangaben

1) Smith, T. W., Glazer, K., Ruiz, J. M., & Gallo, L. C. (2004). Hostility, anger, aggressiveness, and coronary heart disease: An interpersonal perspective on personality, emotion, and health. Journal of personality, 72(6), 1217-1270.

2) Williams, J. E., Paton, C. C., Siegler, I. C., Eigenbrodt, M. L., Nieto, F. J., & Tyroler, H. A. (2000). Anger proneness predicts coronary heart disease risk. Circulation, 101(17), 2034-2039.

3) Eng, P. M., Fitzmaurice, G., Kubzansky, L. D., Rimm, E. B., & Kawachi, I. (2003). Anger expression and risk of stroke and coronary heart disease among male health professionals. Psychosomatic Medicine, 65(1), 100-110.

4) Wright, S., Day, A., & Howells, K. (2009). Mindfulness and the treatment of anger problems. Aggression and Violent Behavior, 14(5), 396-401.

 

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